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Das LehrerHasserBuch
Eine Mutter rechnet ab
Lotte Kühn alias Gerlinde Unverzagt

Auszüge

Die Lehrer haben die entsagungsreiche Aufgabe, Grundtypen der Menscheit zu verkörpern, mit denen es der junge Mensch später im Leben zu tun haben wird. Groß tritt dem jungen Menschen in der Schule in unvergesslichen Gestaltungen der Unmensch gegenüber. Dieser besitzt eine fast schrankenlose Gewalt. Ausgestattet mit pädagogischen Kenntnissen und langjähriger Erfahrung, erzieht er den Schüler zu seinem Ebenbild.
Bertolt Brecht, Flüchtlingsgespräche


Warum eigentlich dürfen Kinder ihren Klassenlehrer nicht selbst wählen?


Indem ich damals über meine eigenen Erfahrungen als junger Lehrer an schlechten Schulen nachgedacht habe, bin ich draufgekommen, dass es das Wichtigste ist, schlechten Lehrern in diesem Sinne die Möglichkeit zu schaffen, die Schulen zu verlassen
Karl R. Popper


Die Schule wurde vor rund 300 Jahren genau deshalb erfunden, weil die Menge der Kenntnisse, die man brauchte, um das Leben zu meistern, die verfügbare Zeit der Eltern und oft genug auch ihren Horizont überstieg. Aus genau diesem Grund entstand der Lehrerberuf. Und nicht etwa, weil eine erkleckliche Anzahl alt gewordener, zutiefst bedürftiger Kinder sich ein wenig nach Gesellschaft sehnte und glaubte, vor dem wirklichen Leben in Klangmulden, Matschecken und Toberunden fliehen und so das Älterwerden schwänzen könnte. Da in der Spielecke bei den lieben Kleinen, da gefällt es den Lehrern, da sind sie rundum versorgt, und da wollen sie bleiben.


Die schützende Distanz im Lehrer-Schüler-Verhältnis scheint dahin. Das Verhältnis zur Leistung leider auch.


Überhaupt: Abspeisen - darin sind sie Weltmeister.
Dass Frau Ruthenstroh, die kein Kind der Klasse kennt, als weibliche Begleitperson mit auf die Klassenfahrt fahren würde, hat der Klassenlehrer morgens den Kindern und abends den Eltern auf dem Elternabend mitgeteilt. Den Eltern ist das eigentlich wurscht, schließlich kennen sie weder die eine noch die andere Lehrerin besonders gut. Was liegt näher, als die Schüler selbst zu fragen, wen sie sich als weitere Begleitperson wünschen? Die Wirklichkeit: Bei den Schülern regt sich Widerspruch, sogar annähernd einstimmig, was bei zwanzig Dreizehnjährigen auch eher die Ausnahme ist. Sie wollen alle viel lieber mit der Französischlehrerin fahren, die sie mögen und von der sie sich akzeptiert fühlen. Selbstredend hat sie niemand gefragt, deshalb fragen die Kinder selbst die Französischlehrerin. Ja, klar, sagt die. >>Ich würde auch gerne mit euch fahren, aber ich darf Herrn Gelernter doch da nicht reinreden.<< Klassenfahrten sind, genauso wie der Unterricht, eben reine Privatsache.


Erfurt revisited ...

Das muss man sich mal vorstellen: Da gehen Schüler und Lehrer Beziehungen ein, die sie beide nicht selbst wählen oder bestimmen können - außer auf der Grundlage persönlichen Akzeptierens und Respektierens. Wo man für den Lehrer noch ein Quentchen Freiwilligkeit zumindest am Punkt seiner Entscheidung, Lehrer zu werden, erspähen kann, hat der Schüler noch nicht einmal eine Wahl.
Gerade weil die Schüler ihre Zeit nicht freiwillig in der Schule verbringen, erwarten sie etwas, was das Bleiben lohnt. Und das kann eine spannende Chemiestunde sein, eine Auseinandersetzung mit einem herausfordernden Text oder ein facettenreicher Blick auf historische und politische Ereignisse. Bevor diese Art von wünschenswertem Unterricht gelingen kann, muss das Fundament stimmen: Die Qualität der Lehrer-Schüler-Beziehung ist der limitierende Faktor, denn je schlechter die einzelnen Beziehungen sind, desto geringer fällt die Identifikation des Schülers mit der Schule aus. Schüler, die sich ungerecht und unfair von ihren Lehrern behandelt fühlen, deren Verhalten als willkührlich und unkalkulierbar erleben, können nicht gut lernen und neigen außerdem auch sehr viel stärker zu aggressivem Verhalten als Schüler, die das nicht so erleben. Tun wir doch nicht dauernd so, als sei der Zusammenhang zwischen Schulversagen und Gewaltbereitschaft nicht längst über persönlichen Augenschein und mit Hilfe solider wissenschaftlicher Studien belegt.
Da muss der Lehrer schon allein aufgrund seines Vorsprungs an Lebenserfahrung in Vorleistung gehen, denn es gehöhrt zu seiner Aufgabe, das Vertrauen der zu Belehrenden erst einmal zu gewinnen. Der Lehrer, nicht der Schüler, gestaltet die Beziehung und zeichnet für deren Qualität verantwortlich. Der Schlüssel zum (Lern-)Erfolg liegt in einer Kultur der Anerkennung. Das ist keine Kuschelpädagogik, sondern dient dem simplen Umstand, bei Schülern erst einmal die emotionalen Voraussetzungen für das Lernen schaffen zu müssen - auch wenn das schlimmstenfalls nicht mehr ist, als sie wenigstens nicht zu zerstören. Misslingt dies, indem dieses Verhältnis von einer Seite oder beiden gestört ist, sind Konflikte unausweichlich. Lässt es der Lehrer dann auch noch am notwendigen Respekt vor seinen Schülern mangeln, tritt er die wichtigste Bildungsmaxime mit den Füßen: Man darf Kinder nicht beschämen. Kein Kind darf kleingemacht oder verletzt werden. Kein Kind muss die unflätige Ausdrucksweise eines Lehrers tolerieren. Vergreift sich eine Lehrkraft im Ton, muss sie sich bei den Schülerinnen und Schülern entschuldigen - das ist doch das mindeste!
Natürlich stellt sich der Lehrer immer außerhalb des Konflikts. Mit welchem Recht eigentlich sind nur ihre Gedanken verbindlich und haben Kinder keine wirkliche Möglichkeit zum Widerspruch, zu einer eigenen Meinung? So, als habe das Problem nichts mit ihm zu tun, sondern sei ausschließlich dem schwierigen Schüler zuzuschreiben. Lehrerinnen und Lehrer müssen in einer Situation arbeiten, die für die Schüler genauso wie für sie selbst von Macht, Übermacht, Ungerechtigkeit und Unfreiheit geprägt ist. Das führt zu unterschwelligen und offenen Spannungen, aus denen Konflikte entstehen. Dagegen wird den Lehrern eine Reihe von Schulstrafen, Verordnungen und Gesetzen bereitgestellt, aber in seiner Not aus Hilflosigkeit, Überforderung und Ich-Schwäche greift der Lehrer auf ungefähr alle Bosheiten zurück, zu denen sich Stärkere gegenüber Schwächeren gemeinhin hinreißen lassen. Diese verstärken Macht und Übermacht und halten so den schulischen Dauerkrieg aufrecht.
>>Mit deinem Gesicht würde ich mich lieber bei Aldi hinter der Kasse bewerben<<, verhöhnt der Französischlehrer der fünften Klasse im Gymnasium ein elfjähriges Mädchen, das gerade über die Vier unter ihrer Klassenarbeit in Tränen ausgebrochen ist. Das hat sich herumgesprochen, und die Elternvertreterin besteht auf einem klärenden Gespräch mit diesem Lehrer und der Schulleiterin. Der Fachbeamte lehnt sich entspannt zurück, vor Einsicht, Eingeständnis eines Fehlers gar, schützt ihn sein unkündbarer Beamtenposten. Er lässt die Elternvertreterin einfach auflaufen: >>Was wollen Sie denn überhaupt? Ich ziehe meinen Stiefel hier durch. Sie können mir doch gar nichts.<< Die Schulleiterin schweigt - Schwamm drüber.
Betrachten wir die Beschwerden über die heutigen Schülergenerationen doch einmal von einer anderen Warte aus. Was tragen allein die gängigen Lehrerlaster zu dem Trauerspiel an deutschen Schulen bei? Lehrer ignorieren, vernachlässigen, behandeln ungerecht und reden ihren Schülern fehlende Begabung ein, sie beschämen wegen Persönlichkeitsmerkmalen und Herkunft. Sie machen Schüler lächerlich und stellen sie bloß, sie belasten mit Schuldvorwürfen und setzen sie unter Druck, der sich im Klassenzimmer epidemisch vervielfältigt: ein Lehrer, der einen Schüler bloßstellt, gibt ihn zusätzlich der Häme der ganzen Klasse preis. Notendruck zieht unweigerliche eine Verschlechterung der Beziehung zwischen Lehrer und Schüler nach sich. Oder hat jemand schon jemals eine gute Note bei einem Lehrer geschrieben, der ihn nicht leiden kann?
Der ganze Strauß diskreditierender Verhaltensweisen hat den Rohrstock und die äußeren Disziplinarmaßnahmen ersetzt. Doch manipulierendes Psychogefasel, blöde Sprüche auf Kosten der Kinder, abschätzige Gesten, abwertende Blicke und dämliche Witzeleien schmerzen doch nicht weniger als Kopfnüsse und Stockschläge, mit denen frühere Generationen zur Raison gebracht wurden, sondern verletzen eher mehr, weil sie so überaus unfair, schleichend giftig und indirekt daherkommen.
Es ist doch so: Ein Lehrer, der seinen Schüler mit >>Arschloch<< tituliert, hätte am nächsten Tag die Eltern auf der Matte stehen und mit viel Glück tatsächlich disziplinarische Konsequenzen in Gestalt eines sehr ernsten Dienstgesprächs oder vergleichbarer Schrecklichkeiten zu gewärtigen. Doch einer, der einen Schüler bloßstellt, vor der Klasse lächerlich macht, ihm einredet, dumm zu sein, ihn beschämt, verletzt und demütigt, kommt ungescholten davon. Denn das derart gekränkte Kind wird sich dreimal überlegen, ob es die schlechte Meinung, die es mittlerweile von sich selbst hat, auch noch weiträumig kommuniziert. Deshalb sind die Schuljahre von Teenagerkindern so viel schwieriger als die Grundschulzeit. Kleine Kinder können es kaum erwarten, daheim alles zu erzählen. Wenn sie älter werden, warten sie, brüten vor sich hin und sagen besser nichts - aus Angst vor dem Lehrer, den Mitschülern oder dem Wirbel, den das zu Hause verursachen würde, wenn sie doch etwas erzählen würden. Sie leiden einfach still oder lassen andere leiden - den Rückzug nach innen treten die einen an, andere wenden ihre Aggressionen nach draußen. Nur ausnahmsweise rücken sie mit einer bestürzenden Neuigkeit heraus.
Ein ungleicher Kampf tobt in so manchem Klassenzimmer, bei dem die Verlierer in der Überzahl sind: Kinder können sich bis weit ins Teenageralter hinein gegen Ironie nicht wehren, weil sie nicht mit gleicher Münze zurückzahlen können. Der Lehrer als Raubtierbändiger in seiner Zirkusarena vor leeren Zuschauerrängen darf sich mit seinen Methoden in Sicherheit wiegen. Egal ober er Leckerlis verteilt oder mit der Peitsche knallt, um seine Dressur durchzusetzen - da ist kein Publikum, das sein Tun beobachtet. Hospitationen von Kollegen kommen so gut wie nie vor, Besuche von Eltern im Unterricht sind eher die Ausnahme und in Gymnasien praktisch unbekannt - das ist die eigentliche Botschaft hinter dem Schild am Schultor >>Schulfremden Personen ist das Betreten nicht gestattet<<.
Wenn der Lehrer die Klassentür schließt, ist er allein mit seinen Schülern. Auf dem Elternabend versichern einige Mütter und Väter vielleicht noch eilfertig, ihre Kinder gingen gern zu ihm in die Schule, ansonsten hört er von ihnen, wenn es einmal ein Problem gibt - im Wesentlichen aber nur, wenn es um den Übergang auf eine weiterführende Schule geht.
Sobald der Lehrer die Klassentür hinter sich zumacht, ist er König - ein armer König, der sich die Treue und Loyalität seiner Untertanen erst einmal verdienen müsste, und weil er das in der Regel nicht schafft, macht er Druck und herrscht mit unlauteren Methoden und Launen. Was der Lehrer eigentlich sich selbst fragen müsste, sei hier auszusprechen einmal erlaubt: Wie viele seiner Schüler säßen da wohl vor ihm, wenn sie freiwillig kommen könnten?
Kein Schüler vermutet am Anfang einen Feind in seinem Lehrer. Feindbilder entstehen nicht über Nacht, sie entwickeln sich im Laufe der Zeit - und Kinder verbringen viel Zeit in der Schule. Mit dreißig anderen in einem Raum von höchstens fünfundzwanzig Quadratmetern, einen ganzen Vormittag lang, fünfmal die Woche und auf Jahre hinaus - in diesem Treibhaus gedeihen die Feindbilder schon ganz von selbst. Der tägliche Kontakt reicht völlig aus, in Gestalt von Lehrerreaktionen, die Schüler als unangemessen empfinden. Ihre Eltern übrigens auch, wenn sie zufällig etwas davon erfahren.
Was wohl Zynismus, Schikanen und Kränkungen von Lehrern gegenüber ihren Schülern dazu beitragen, dass Schule in den letzten Jahren immer häufiger in einem Atemzug mit Gewalt genannt wird, darüber darf man durchaus spekulieren. Sensible Naturen müssen jetzt sehr tapfer sein, aber: Stellen wir doch einmal, natürlich völlig unzulässigerweise und kommentarlos, die höchst bedauerlichen Fälle von zweiundzwanzig ermordeten Lehrern, die seit 1999 von Schülern erschossen wurden, neben die zwanzig bis fünfundzwanzig Schüler, die sich jedes Jahr das Leben nehmen - wobei Schulschwierigkeiten nicht immer, aber immer öfter eine gravierende Rolle spielen. Ich will wirklich nicht stänkern. Aber ich vermisse besorgte Politikerstimmen, die wieder mehr Werteerziehung in der Schule fordern, wenn mal wieder ein verzweifelter Schulversager vom Hochhausdach in die Tiefe gesprungen ist.
In Zeitungsberichten, Fernsehdokumentationen, Stammtischrunden und Talkshows tritt gemeinhin immer nur der Schüler als Täter in Erscheinung. Seine Opfer sind andere Schüler und ja, neuerdings auch Lehrer. Erstaunlich ist doch, dass der Lehrer als Täter dabei so gut wie nie vorkommt. Aber ist diese Beschränkung auf Schülergewalt tatsächlich durch Tatsachen gerechtfertigt? In der Schule können alle Beteiligten auf verschiedene Weise Gewalt anwenden - aber doch eher der Lehrer gegenüber den Schülern als umgekehrt.
Geht man davon aus, dass Gewalt etwas ist, das Stärkere Schwächeren zufügen, dann sind wir in der Schule auf einem Auge blind. Alle Alltagserfahrungen ganzer Schülergenerationen sprechen eine andere Sprache: Gewalt, die von Lehrern ausgeht und sich gegen Schüler richtet, ist beileibe kein so seltenes Ereignis, dass sie in der Diskussion vernachlässigt werden darf. Sicher, Lehrer werden Schüler nicht so prügeln, beschimpfen, verunglimpfen, bedrohen, erpressen, wie es unter Schülern vorkommt. Auch wird kaum ein Lehrer einem Schüler die Jacke abziehen, das Handy klauen oder ihn gar blutig prügeln. Aber wenn die Arten der Aggression sich unterscheiden - muss sich deshalb das Ausmaß an erlebter Kränkung unterscheiden? Mal abgesehen davon, ob es wirklich angemessen ist, kränkendes Verhalten unreifer Schüler mit dem gleichen Maß zu messen wie kränkendes Verhalten eines Berufspädagogen: Ist Lächerlichmachen durch den Lehrer vor der ganzen Klasse harmloser als Prügel von einem Mitschüler? Ist das Anherrschen durch den Lehrer weniger verletzend als obszöne Beleidigungen von Mitschülern? Sind Ignorieren, Blamieren oder Aufmerksamkeitsentzug, böse Unterstellungen und gemeine Anspielungen weniger schmerzhaft als die Zerstörung von Eigentum durch andere Schüler aus Rache oder Bosheit? Viel spricht dafür, dass den meisten Schülern ebensoviel Kummer von Lehrern bereitet wird, wie ihn Schüler sich untereinander zufügen.
Lehrer schimpfen, schreien, brüllen, mahnen, stellen zur Rede, prüfen, arbeiten mit Notendruck, lassen auswendig lernen, verhängen Strafarbeiten, drohen, diktieren, demütigen, tragen ins Klassenbuch ein, verteilen schlechte Verhaltensnoten, laden Eltern vor, blamieren, machen fertig. Was verheilt? Man weiß es nicht genau. Nur manche Erinnerung daran bleibt ein Leben lang.


Die Lehrkraft steht vorne und versucht, portionsweise Wissen an die ganze Klasse weiterzureichen. Wenn das nicht funktioniert, jault der Lehrer auf, die Klasse sei zu groß, da könne er nicht jeden Einzelnen im Blick behalten. Komisch nur, dass anderswo auch in großen Klassen gelernt wird, und zwar nachgewiesenermaßen mehr als bei uns. Vielleicht hat das damit etwas zu tun, dass schlechte Lehrer auch in kleinen Klassen schlechten Unterricht machen? Und, obwohl es eine ganz kleine Klasse ist, es nicht schaffen, ihre Schüler als einzelne Persönlichkeiten wahrzunehmen?


Die Schule als Schutzraum für menschliche Versager - das ist die Kehrseite eines Schulsystems, das darauf angelegt ist, Personen anzuziehen, denen es in erster Linie auf Arbeitsplatzsicherheit ankommt.
Jenseits des geschützten Sozialbiotops fliegt raus, wer andauernd krankfeiert, die Arbeitszeit mit Privatangelegenheiten verbringt, schlechte Ergebnisse abliefert und mangelnden Arbeitseinsatz erkennen lässt. Entlassen wird, wer lügt, versagt, die geforderte Leistung verweigert oder sich sonstwie gegenüber Kollegen und Kunden aus der Verantwortung stiehlt. In der Schule jedoch ist alles anders: ....
.... Da wandelt sich die Schulpflicht vom Segen in einen Fluch.
.... Berechtigte Einwände gegen das Unterrichtsgeschehen, das weiß doch jeder Lehrer, gibt es ja praktisch gar nicht, schon gar nicht von schulfremden Personen, mit denen sie vor allem die Eltern meinen. Deshalb mauert der Schulleiter, sobald irgendein dahergelaufener Erziehungsberechtigter den Mund aufmacht. Der Schulrat als unmittelbarer Vorgesetzter hält's genauso, schließlich war er früher selbst einmal Lehrer und weiß von damals noch ganz genau, wie unerträglich das ist, ständig den bizarren Aktivitäten von Eltern ausgesetzt zu sein.
Statt tatkräftigem Qualitätsmanagement, mit dem anderswo Vertriebsleiter, Manager und Personalchefs brillieren, herrscht in der Schule eine eherne Wagenburgmentalität.


Ich will die Lehrer jetzt nicht pauschal verurteilen. Bei ihnen gibt es wie in jedem anderen Beruf wahre Könner, echte Flachpfeifen und unspektakuläres Mittelmaß .... Das Problem besteht darin, dass man im Beamtentum gegen Faule und Falsche und Fehlbesetzungen nicht das geringste unternehmen kann.


Einen jungen Menschen etwas zu lehren, heißt nicht, einen Eimer Waser zu füllen, sondern ein Feuer anzuzünden.
Aristoteles


Es ist wahrscheinlich leichter, die private Handynummer von Bruce Willis herauszufinden als die von einem Lehrer am Gymnasium.


Gute Lehrer mögen ihre Arbeit und identifizieren sich mit ihrer Klasse. Sie sind durch nichts zu behindern - noch nicht einmal durch Kinder.


Nach meiner nächsten Fünf in der Klassenarbeit nahm er mich beiseite und sagte, er wolle mir helfen. Drei Monate lang an drei Tagen in der Woche, jeweils eine halbe Stunde nach dem Unterricht würde er sich mit mir zusammensetzen und ein spezielles Mathematikbuch durcharbeiten. Danach würde ich die Sache mit den Algorithmen verstanden haben. Dass er recht behalten hat, werde ich ihm niemals vergessen.
.... Sicher aber lag es an diesem Lehrer, dass ich am Ende dieses Schuljahres mehr Latein gelernt hatte als in den dreien davor zusammen.
.... Er hat mir meinen Freiraum gelassen und trotzdem sein Ziel erreicht. Man könnte auch sagen, er hat mich als eigenständige Person gesehen, die schon ihre eigenen Gründe für dieses Verhalten haben wird. Und das wünschen wir uns doch alle: als Individuen gesehen und respektiert zu werden. Gleichzeitig hat er aber auch die Balance gehalten zwischen individuellem Respekt und kollektiver Gerechtigkeit - der Aufgabe, einem Schüler gerecht zu werden, ohne den anderen gegenüber ungerecht zu werden.
Neugierig frage ich bei Pauline und Johannes nach, warum Herr Täschner der beste Lehrer ist, den sie haben. Was hat er, was den anderen fehlt? Einmütig erklären mir die beiden: >>Bei dem merkt man nie, wen er am liebsten hat. Der ist zu allen gleich freundlich.<<
Na also, da haben wir es doch. In dem Bild vom guten Lehrer, das Schüler flugs und überraschend einhellig entwerfen, wenn man sie einmal danach fragt, klingt das Echo des grundsätzlichen Dilemmas des Lehrerberufs schon an, für das die guten eine Lösung gefunden haben: Ihr eigenes Verhalten und Auftreten durchweg bewusst steuern zu können und andererseits dem Unterrichtsgegenstand und dem Schülerverhalten hochkonzentriert zu begegnen, das ist der Kunstgriff, der gute von schlechten Lehrern unterscheidet. Wenn dann noch eine Prise Humor dazukommt, sind Schüler zufrieden und manchmal sogar begeistert - jedenfalls aber leistungsfähig und bereit, sich auch anzustrengen.
.... Die gleichförmige Behandlung aller ohne Ansehen der Person ist eine Voraussetzung dafür, die Willkür der Lehrermacht zu zügeln. Sie nennen es Gerechtigkeit und setzen es ganz oben auf ihre Wunschliste.


Die nicht Lehrer wurden, weil sie für diesen Beruf geeignet sind, sondern weil sie für alle anderen Berufe ungeeignet sind.


Nicht alle Lehrer sind gleich gut, aber alle sind sie gleich wichtig.

Auf den Lehrer kommt es an. Der muss gut sein, sonst nutzt auch das viele Geld nichts, das wir uns alle so dringend wünschen, um die Bildung in den Schulen aufzumöbeln.
Daran sollten sich die, die noch nicht zu den guten gehören, einmal erinnern. Und dann sei ihnen, als geistigen Entwicklungshelfern und nicht als Beamten zur Deckung des Unterrichtsbedarfs, das gute Gehalt, die vierzehn Wochen Ferien und die Sicherheit ihres Postens von Herzen gegönnt.


Wenn die Schule anders aussähe, dann könnten wir endlich loslassen, weil wir dann sicher sein dürften, dass unsere Kinder in guten Händen sind. Wir könnten vom Handlanger und Hilfslehrer zum echten Erziehungspartner und Mitredner avancieren, dessen Stimme etwas wiegt. Gewählte Elternvertreter könnten mitbestimmen über Einstellung und Entlassung eines Lehrers und würden für ihr Ehrenamt vom Arbeitgeber freigestellt wie Schöffen und Wahlhelfer auch.
.... Denn in der Schule, von der ich träume, treffe ich die Lehrer in der Zeit zwischen acht und sechzehn Uhr zuverlässig an ihrem Arbeitsplatz an.
Für die Lehrer, von denen ich träume, ist das eine klare Sache: Der Arbeitsplatz eines Lehrers ist das Klassenzimmer. Und meine Kinder, die etwas nicht verstanden haben, können sich auch an ihre Lehrer wenden. Die haben nachmittags Extra-Sprechstunden für Schüler, und es gibt einen schuleigenen Nachhilfeunterricht, in dem sich die Lehrer um die Kinder kümmern, die Schwierigkeiten mit dem Lesen, Rechnen und Schreiben haben. Es passt viel Lehrerengagement in einen normalen achtstündigen Arbeitstag. Und dann werden sich die Lehrer schon ganz selbstverständlich über ihre Schüle unterhalten - ganz einfach, weil sie mehr von ihnen mitbekommen.
....
Wenn wir die Schulen Deutschlands erneuern wollen, dann müssen wir wohl bei den Lehrern anfangen. Die neuen Lehrer, die wir bräuchten, wären dann die Besten eines Jahrgangs und nicht mehr die, denen nichts Besseres eingefallen ist.
....
Bessere Lehrer für unsere Kinder, das wollen wir, und zwar sofort - weil sie es uns wert sein müssen.
....
Es kann schließlich nur besser werden - also: Bitte, liebe Lehrer, macht endlich euren Job!


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